Wer Ihnen ein 6-Sterne-Hotel in Berlin anbietet, hat Ihnen vermutlich einen dicken Berliner Bären aufgebunden. Die Hotelklassifikation, die zumindest in Europa seit 2010 weitgehend einheitlich nach dem Klassifizierungssystem der Hotelstar Union erfolgt, endet nämlich bei maximal fünf Sternen. In Österreich gab es seit den 1950er-Jahren bis zur Vereinheitlichung ein sechsstufiges System, und auch arabische Hotels wie das Burj-al-Arab wurden von Journalisten sogar mit sieben Sternen versehen, ohne aber selbst damit zu werben. Die deutsche Hauptstadt Berlin verfügt zwar nicht über Häuser mit einem Diener pro Zimmer, aber durchaus über DeLuxe-Unterkünfte, die sich mit sechs Sternen schmücken könnten.
Verschiedene Klassifizierungssysteme bestehen nebeneinander
Der Katalog der Anforderungen an die jeweilige Sterne-Kategorie ist lang. Geprüft wird das Vorliegen der Voraussetzungen für eine bestimmte Einstufung in Deutschland vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA. Eine rund um die Uhr besetzte Rezeption ist für die fünf Sterne ebenso Voraussetzung wie eine personalisierte Begrüßung auf dem Zimmer und Duschgel, das nicht aus dem großen Spender kommt, sondern einzeln verpackt bereitsteht. Dabei müssen die Luxushotels damit rechnen, dass der Service inkognito getestet wird. Mystery guesting wird diese Prüfung durch unerkannte Test-Gäste international genannt.
Sterne sind ein gutes Werbeargument für die Hotels, aber die Vergabe kostet Geld. Manche Häuser greifen deshalb zu unlauteren Mitteln und vergeben sich Fantasie-Sterne selbst. Wirbt also ein 6-Sterne-Hotel in Berlin, seien Sie sicher, dass das keine DEHOGA-Sterne sind. Allerdings gibt es eine Steigerung zu den fünf Sternen, nämlich den Zusatz SUPERIOR. Er ist auf der offiziellen Tafel unterhalb der Sterne zu lesen. Bei Hotels mit einem bis zu vier Sternen weist er auf eine Leistung weit über dem geforderten Standard hin, aber irgendein fehlendes Merkmal verhindert die Einstufung in die nächst höhere Kategorie. Da es beim 5-Sterne-Haus keine bessere Kategorie mehr gibt, steht SUPERIOR in diesem Fall für besonders exzellenten Service und ersetzt gewissermaßen den sechsten Stern.
Alter und neuer Luxus
Das bekannteste FirstClass-Hotel in Berlin und sogar in ganz Deutschland dürfte wohl das Adlon Kempinski sein. Schon im Baujahr 1907 waren 20 Millionen Goldmark eine Stange Geld. Unter den Linden, in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor, nächtigen hier Staatsgäste und Prominente. Aber auch Freunde der modernen Architektur müssen nicht auf Standardhotels ausweichen. Das Grand Hyatt im neuen Zentrum am Potsdamer Platz verdient seinen Platz in den Top 10 Berlins ebenso wie das unmittelbar benachbarte Komforthotel Ritz-Carlton.
Rund zehn Hotels haben in Berlin die Klassifizierung des DEHOGA als 5-Sterne-Haus erhalten. Weit größer wird die Auswahl, wenn Sie Hotels in Ihre Suche mit einbeziehen, die nach eigener Einschätzung die Voraussetzung für eine Auszeichnung mit fünf Sternen erfüllen. Gästebewertungen in den Internet-Portalen zeigen, ob die Einschätzung gerechtfertigt ist oder das Hotel in Wahrheit nur drei Sterne verdient hätte. Das ist aber bei den großen Namen, die hier vertreten sind, kaum zu befürchten. Wer sich mit Bed & Breakfast nicht zufrieden geben möchte und bereit ist, für eine Übernachtung ein paar Hunderter auf den Tisch des Hauses zu legen, findet repräsentative Tagungshotels ebenso wie Urlaubsoasen mit umfangreichem Wellness-Angebot.
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